Innsbruck - Eltern im Sport: gefragt, geliebt, überfordert, gefürchtet

Eltern im Sport: gefragt, geliebt, überfordert, gefürchtet

Der gesamte Sport ist sich unisono darüber einig, dass er ohne Eltern nicht funktionieren würde. Es sind die Eltern, die ihren Kindern den Einstieg in den Sport ermöglichen und sie in ihrer sportlichen Entwicklung begleiten. Dieses einheitliche „Unisono“ ändert sich aber, wenn es um die Bewertung des Einsatzes der Eltern in der täglichen Sportpraxis geht – aus diesem Blickwinkel erfolgt eine durchaus ambivalente Beurteilung der Elternrolle im Sport. Hier sind sie in der Umsetzung ihrer Wunschvorstellungen betreff ihrer Kinder sowohl gefragt bzw. geliebt, als auch überfordert bzw. bisweilen auch gefürchtet – manchmal zu Recht, manchmal zu Unrecht.

Der vom PC Innsbruck organisierte Themenabend hatte das Ziel, unter Einbindung der wichtigsten Stakeholder des Jugendsports (Eltern, TrainerInnen, VertreterInnen aus Vereinen, Fachverbänden sowie der Sportwissenschaft) die Rolle der Eltern zu analysieren. Mit viel Sensibilität und hohem Insiderwissen gelang es dem ORF-Moderator Martin Papst, dieses Vorhaben im Rahmen von über 100 Interessierten umzusetzen – dazu einige Beispiele:

Die Standardrolle der Eltern im Sport ist vorwiegend eine gefragte und geliebte, eine mit vor allem zeitlichen und finanziellen Herausforderungen. Die zeitlichen betreffen vorwiegend diverse Fahrdienste, die finanziellen beispielsweise Kosten für Trainingslager und Sportgeräte. Wenn auch die betroffenen Eltern dieses Themenabends diese Belastungen mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit und Gelassenheit auf sich nehmen, ist doch darauf hinzuweisen, dass bei manchen Eltern zeitliche oder finanzielle Überforderungen der Grund dafür sind, dass sie ihren Kindern sportliche Aktivitäten vorenthalten. Probleme bereiten den Vereinen und Verbänden aber vor allem die emotionalen Reaktionen von Eltern, die ja für ihr Kind das Beste wollen. Die Palette möglicher Unzufriedenheiten ist dabei groß, sie betrifft meist das Training sowie die Berücksichtigung bei Wettkampfteilnahmen. Durch heftige und wiederholte Unmutsäußerungen werden diese Eltern rasch zu gefürchteten.

Ihre höchste Emotionalität zeigen Eltern aber bei Wettkämpfen und dies einige wenige nicht nur verbal, sondern auch körperlich. Diese Grenzüberschreitungen bezüglich Würde und persönlicher Integrität sind in aller Konsequenz zu „bekämpfen“.

Neben der unmittelbaren Elternrolle werden von vielen Eltern auch Vereins- und Verbandsrollen übernommen - für diese Dienstleistungen als HelferIn oder FunktionärIn sind Eltern grundsätzlich geliebt und gefragt. Diese Liebe kann sich aber rasch zu Furcht wandeln, wenn diese Eltern ihre Funktion für Vorteilsgewinne ihrer Kinder mißbrauchen.

Als eine grundlegende Maßnahme werden Informationen an die Eltern empfohlen. Neben sachlichen zu Training und Wettkampf sollten diese auch Regeln im Umgang miteinander enthalten, die langfristig zu einem „gelebten“ Verhaltenskodex führen sollen. Einem Verhaltenskodex, der befolgt wird, wie es uns die Kinder im Regelwerk des Sports vorführen. Alle sind aufgerufen, die wichtige Rolle der Eltern im Sport gebührend anzuerkennen und zu stärken – Eltern bleiben nach wie vor gefragt und geliebt, sie sollten aber weder überfordert noch gefürchtet sein.

Im Rahmen der Veranstaltung erfolgte durch die Distriktpräsidentin Gerti Gaisbacher und dem Präsidenten vom PC Innsbruck Andreas Wanker eine Auszeichnung von zwei Vereinsfunktionärinnen, die in ehrenamtlicher Funktion neben Volksschulkindern aus 27 Volksschulklassen auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und darüber hinaus bereits über 3 Jahre junge Migranten aus Afghanistan und anderen Krisenländern sportlich betreuen.

Dr. Günther Mitterbauer

Pastpräsident PC Innsbruck

Panathlon International

Fondazione D.Chiesa